Angela Merkel ist keine sprachgewaltige Rhetorikerin. Aber ein Wort hat sie geprägt: Alternativlos. Immer wieder bezeichnet sie ihre Vorschläge so, vom Afghanistan-Einsatz bis zur Verstaatlichung von Banken.

Das Wort «alternativlos» ist ein Unding, schon logisch. Es gibt immer eine Alternative zu einem Entscheid oder einer Handlung. Und sei es nur kein Entscheid oder keine Handlung.

Die Kritik blieb nicht aus. «Alternativlos» wurde als Unwort des Jahres 2010 gekürt. Und es gab eine hässliche politische Antwort darauf: Die AfD, die «Alternative für Deutschland», trägt die Antithese zur Alternativlosigkeit höhnisch stolz in ihrem Parteinamen.

Alternativlos ist nichts. Aber es gibt Situationen, in denen die Alternativen einfach nur schlecht sind. Für gewisse Probleme gibt es nur eine funktionierende Lösung. Wenn das alle so sehen – wunderbar, dann braucht man nicht zu diskutieren. Nur: Ein Politiker (oder ein Manager oder sonst jemand) bemüht das Wörtchen «alternativlos» meist dann, wenn eben nicht alle die eine Lösung als die einzig richtige sehen.

Ein Politiker, der «alternativlos» sagt, meint eigentlich: «Ich will nicht über die Alternativen sprechen.» Er sagt sinngemäss: «Wir Politikerinnen und Politiker haben hinter verschlossenen Türen nach hartem Ringen diese Lösung gefunden. Es ist die beste Lösung. Glaubt das jetzt bitte! Ich will jetzt endlich handeln statt immer weiter diskutieren

Nur funktioniert unser Staat zum Glück nicht so. Politiker müssen öffentlich begründen, warum der vorgeschlagene Weg der beste sein soll und die Alternativen zwar da sind, aber nicht so gut seien. Diese Art des Dialogs mit der Öffentlichkeit ist – fast würde ich sagen: alternativlos.

Nachtrag:

Angela Merkel hat die Alternativlosigkeit nicht als erste entdeckt. Margaret Thatcher, die legendäre britische Premierministerin, hämmerte «There is no alternative». Das passende Akronym «TINA» wurde zu einem ihrer (harmloseren) Spitznamen. Thatcher bezog sich auf die freie Marktwirtschaft (und hatte insofern damit Recht, dass die Alternativen dazu allesamt deutlich schlechter sind). Andere sind noch deutlicher, wie die Kandidaten der CDU Thüringen, die sich im Landtagswahlkampf 1994 selbst als alternativlos bezeichneten (Bilder sagen mehr als Worte).

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