Lange Sommerferien gibt es nicht nur an Schulen. Die Parlamente der Welt lassen sich auch nicht lumpen. In Basel tagt der Grosse Rat zehn Wochen lang nicht. National- und Ständerat beenden ihre Sommersession, bevor der meteorologische Sommer überhaupt beginnt (die Kommissionssitzungs-Pause dauert rund sechs Wochen). In Deutschland pausiert der Bundestag gut zwei Monate. In Grossbritannien hat der sechswöchige «recess» eine lange Tradition (wie alles in Grossbritannien). Wenn es in die Pause geht, heisst es filmtitelreif «The House Rises». Wenn es wieder losgeht «The House Returns». Selbst in den USA, wo Ferien ja eher verpönt sind, pausieren die meisten Parlamente immerhin vier Wochen.
Alles in allem: Schönes Politikerleben!
Ja, schon. Aber die parlamentarische Sommerpause ist nicht faul, sie ist klug. Der hektische Betrieb kommt zur Ruhe. Die Bild-Text-Tafeln auf Instagram verschwinden zu Gunsten von Stränden und Bergen. Einige lassen sogar von Twitter ab. Die Politikerinnen und Politiker können sich sammeln. Sie widmen sich nicht nur Akten- oder Zeitungslektüre, sondern wieder einmal einem Buch. Auch Nachdenken ist möglich. Und, ja, auch Ferien sind möglich.
In «der Wirtschaft» wird der strikte politische Sommerrückzug oft belächelt. «Business never sleeps» und «Money never sleeps». Mag sein. Der Politik tut die Sommerpause gut. Politische Produktivität misst sich qualitativ, nicht quantitativ. Ein politischer Entscheid ist noch selten schlechter geworden, weil er über den Sommer für ein paar Wochen aufgehalten wurde.
Auch meinem wöchentlichen Blog wird eine Pause gut tun. Ich melde mich wieder am 21. August. Wer das nicht verpassen will: Über meinen Newsletter bekommt Ihr jeden Blog-Beitrag direkt zugeschickt. Kein Spam, nur den Blog mit ein paar persönlichen Worten und manchmal einem «Bonus» nur für die Newsletter-Empfänger. Zum Abonnieren einfach hier Eure E-Mail-Adresse eingeben.
Nachtrag: Es gibt Ausnahmezeiten, wo die Politik nicht schlummern sollte. Letztes Jahr zum Beispiel. Als die Pandemie im Frühsommer schon fast verschwunden schien, war der Drang nach möglichst normalen Sommerferien bei den Entscheidungsträgern gross. Da war zu viel Normalität in nicht normaler Zeit. Auf einiges, was uns im Herbst heimsuchte, hätte man sich besser vorbereiten können. Auch in langdauernden Krisen darf man innehalten und muss Kraft tanken. Aber Krisen richten sich nicht nach dem vorgefertigten politischen Kalender.